Glückliche Tiere und ein langer Tag

Karni-Mata-Tempel


Nach einer kurzen Nacht auch heute Abfahrt pünktlich um 8.ooh. Die erste Etappe sind nur 30 km bis zum Karni-Mata-Tempel in Deshnok. Auch bekannt als Rattentempel. Das sind natürlich (für die, die daran glauben) keine echten Ratten – sondern gute Geister in Rattenkörpern. Auf jeden Fall – die Ratten fühlen sich sehr wohl in ihrem Tempel. Die glücklichsten Tiere, die ich in Indien gesehen habe.

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Glückliche Tiere!

Die Meinung der Gruppe ist geteilt. Ein Drittel möchte den Tempel nicht besuchen und bleibt draußen …. Da es sich um einen Tempel handelt, bleiben die Schuhe natürlich auch draußen. Um den zahlenden Nicht-Hindus ein wenig entgegenzukommen, gibt es „Socken mit Sohle“, die man im Tausch gegen seine Schuhe bekommt.

Wenn man Ratten und Mäusen gegenüber offen ist, sind das niedliche Tierchen. Keineswegs aggresiv – eher verspielt – laufen sie einem über die Füße.

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Sonnenbad

Eine Putzkolonne war auch aktiv und hat feucht den Boden gewischt. Aus deutscher Sicht haben sie eimerweise Wasser auf den Boden gegossen und mit Reisig-Besen das selbige in eine Richtung befördert – incl. der sich darin auflösenden Hinterlassenschaften der Bewohner. Leider waren die Sohlen der Socken nicht wirklich wasserfest – aber gut, war ja dann „gefiltertes“ Wischwasser an den Füßen.

Desert Dunes in Mandawa


Wir erreichen unsere letzte Station, Mandawa. Warum wir hier halten? Nun, es gibt sehr viele bunte Häuser … und es liegt auf dem Weg zurück nach Delhi.

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Empfehlung für den Sundowner in Mandawa – ein geschichtsträchtiger Platz …

Unser letztes Hotel teilen wir mit zwei großen Reisebussen – einer aus Frankreich und einer aus Österreich. Sind also unter Freunden.

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Hotelanlage

Der nächste Tag beginnt um 6.00h morgens und es werden einige Stunden vergehen, bevor wir wieder ein richtiges Bett sehen werden. Wie lange es dauern wird, ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

Die Fahrt näch Delhi über Landstraßen ist ein Erlebnis. Aus dem Blickwinkel des deutschen Autofahrers ein Albtraum. Die Menge an visuellen Informationen ist gigantisch, der Fußgänger wird vom Ochsenkarren überholt, den überholt der mit Steinen überladene LKW, der wieder rum wird von unserem Bus überholt. Dazu eine am Strassenrand liegende Kuh … und auf der Gegenfahrbahn ein ähnliches Bild. Dann noch alles seitenverkehrt. Ein Albtraum.

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Streetlife

Ich übertreibe? Ok, hin fahren und selbst überzeugen. Das ist die deutsche Sichtweise. Nach meinen Beobachtungen fahren die Inder  (und alle anderen Asiaten, mit denen ich mitgefahren bin) unter anderen Prämissen: ich kümmere mich um den Verkehr rechts und Links von mir und was von  vorne kommt … wenn ich erstmal an einem Gefährt vorbei bin, dann ist das hinter mir – und alles hinter mir muss auf mich aufpassen. Zusätzlich gibt es klare Regeln für die Eskalation. Wenn alles läuft und Platz da ist, einfach fahren. In Situationen, die gefährlich werden könnten oder wo ich die Aufmerksamkeit der anderen Verkehrsteilnehmer brauche: hupen. Wenn es richtig eng wird: hängt mein Assistent und Beifahrer seinen Kopf Aus dem Fenster und gibt Handzeichen .

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Delhi

Je näher wir Delhi kommen, desto höher die Häuser, schlechter die Luft, dichter der Verkehr, teurer die Autos, ….

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Stadtbewohner

Unser lokaler Reiseleiter ist gut vernetzt. Wir fahren einen kleinen Umweg um Demonstrationen Aus dem weg zu gehen. Hätte er uns das nicht erzählt, hätten wir gar nichts mitbekommen. Wie wir später erfahren, hatten andere Reisegruppen weniger Glück und verpassten ihren Flieger.

In der Nähe vom Flughafen Essen wir noch eine Kleinigkeit, bevor uns unser Busfahrer pünktlich am Terminal abliefert. Bis hier klappt alles perfekt, wir haben noch genügend Zeit, 4,5 Stunden bis zum geplanten Abheben des Fliegers.

Mit diesem Zeitpolster sind wir auch völlig entspannt bei der Diskussion mit dem Wachmann am Eingang, der unsere Tickets sehen möchte. Haben wir leider nicht,  wir haben nur elektronische Tickets. Tja, kein Einlass ohne Tickets. Und Nu? Unser Reiseleiter hat noch eine Liste mit den Namen und den Flugnummern. Damit ist der Knoten geplatzt. Der bewaffnete Wachmann vergleicht die  Namen der Liste mit den Namen auf den Pässen – und wir dürfen das Terminal betreten.

Dann auf der großen Anzeigetafel, was  man als Fluggast nicht so gerne liest: unser Flug ist delayed.

Was danach ablief war ein Trauerspiel, inszeniert durch Lufthansa. Ausgereist aus Indien, im Niemandsland, warteten wir auf unseren Flug. Keine Information was, wann, wo. Keine Versorgung mit Essen, Wasser nachdem ich darum gebeten hatte. Kein Angebot eines Hotelzimmers (gibt es in diesem Bereich, wie ich heute weiß). So haben wir die ganze Nacht am Gate 11 verbracht bis zum nächsten Morgen um 10.45h. „Nonstop yours“. Nicht mehr mit mir, liebe Lufthansa – wenn ich es vermeiden kann. „Technische Probleme“ sind das eine. Wie man in einem solchen Fall mit seinen Gästen umgeht das andere.

Freiwillige Entschädigung natürlich auch Fehlanzeige. Wir haben usere Rechte erfolgreich verkauft, von anderen aus der Reisegruppe weiß ich, dass sich LH bis zum Gerichtstermin verweigert hat und dann kurz vorher die 600€ pro Person doch bezahlte. Aus meiner Sicht dumm und unflexibel. Ich hätte mir auch eine andere Regelung vorstellen können, die LH nicht einen Cent gekostet hätte (z.B. ein Upgrade beim nächsten Flug).

Positiv ist: Wenn ich noch einmal auf einem Flughafen übernachten muss, würde ich immer wieder den Delhi Airport wählen …Gedämpfte Geräusche durch den dicken Teppich und die ganze Nacht über seichte Musik …

2016-02_6576_tn Gate 11 Indira Gandhi International Airport

 

Unser Fazit: alles super!


Reiseleitung, Fahrrad-Crew, Reisegruppe, Land und Leute … alles für sich toll. In Summe super.

Wer noch nie in Indien war und mit offenen Sinnen dort hin reist sei gewarnt. Einiges, was man dort zu sehen bekommt, ist aus unserer europäischen Perspektive unverständlich und schwer zu ertragen. Wir konnten diese zweite Indien-Reise viel positiver sehen als unser erstes Mal. Vielleicht ist der Norden auch besser „zu ertragen“ als der Süden. Jedenfalls haben wir den Schmutz und den Lärm dieses Mal als nicht so störend empfunden. Die Radtouren haben richtig Spaß gemacht. Insgesamt eine der besten Rad-Fern-Reisen bisher.